Freitag, 4. März 2011

Picton, Kaikoura, Kaiapoi, Akaroa, Lake Coleridge

Blog 6 – Picton, Kaikoura, Kaiapoi, Akaroa, Lake Coleridge
Am 28.2. haben wir mit der Bluebridge Fähre von Wellington nach Picton auf die Südinsel übergesetzt. Nach einer sehr windigen Nacht und einem kalten Morgen scheint bald wieder die Sonne und noch vor der Ankunft in Picton wird es Zeit wieder Sonnenschutz aufzutragen. In der Cook Strait ist das Meer nicht stürmisch und durch den tiefblauen Queen Charlotte Sound gleiten wir Picton entgegen. Das gepflegte kleine Städtchen hat eine sehr schöne Uferpromenade und das Flanieren macht richtig Freude. Die Wetterprognose für den von uns geplanten Abel Tasman National Park entspricht für diese Woche nicht unseren Erwartungen. Wir fahren daher Richtung Blenheim und erfreuen uns an den kilometerlangen gepflegten saftig grünen Weingärten, die von mit gelbem, sehr trockenem Gras bewachsenen Hügeln begleitet werden.
Der Lake Grassmere leuchtet in Blau und in Rosa. Hier wird Meerwasser verdampft und Salz produziert. Die Landschaft ist steppenartig trocken, abgeerntete Getreidefelder erkennt man nur an den Türmchen aus Strohballen. Die Stoppeln sind genauso gelb, wie das Gras der Hügel. Ganz wenige Schafe und Rinder sind zu sehen und nur mehr einige versprengte Weinkulturen in saftigem Grün. Flott geht es Richtung Kaikoura. Die Straße führt fast ausschließlich direkt die Küste entlang, parallel zur Bahnlinie nach Christchurch. Bei Ohau Point treffen wir auf die erste Pelzrobben Kolonie, praktischerweise direkt auf den Felsen beim Lookout.
Kaikoura ist einer der Brennpunkte des Tourismus auf der Südinsel. Nirgends auf der Welt leben Wale so nahe an der Küste. Wir buchen um 12:30 eine Whale Watching Tour und haben Glück. Gleich bei der in einer halben Stunde startenden Tour, sind noch Plätze frei. Und wir haben nochmals viel Glück. Wir können insgesamt 4 Spermwale jeweils minutenlang beobachten. Sie sind ca. 18 m lang und ihr Rücken ist zu 2/3 zusehen. Jedes Mal wenn sie atmen, stoßen sie eine Wasserfontäne aus, dadurch sind sie auch weithin sicht- und ortbar. Nachdem sie 5 bis 10 Minuten an der Wasser-oberfläche waren, machen Sie einen Buckel und schon schwingt die gigantische Schwanzflosse (Fluke) aus dem Wasser um gleich darauf mit Schwung wieder einzutauchen. Die Wale tauchen 40 Minuten lang bis zu 2.500 Meter tief und brauchen pro Tag ca 2.000kg Nahrung (Grill und Fische). Der Spermwal hat im Kopf ca. 2.300 kg Öl gespeichert, das er auch zur Regulierung seiner Körpertemperatur verwendet. Der Walfang wurde hier 1964 bereits eingestellt. Es war faszinierend diese Giganten der Meere aus nächster Nähe zu sehen. Als Draufgabe spielte auch noch eine sehr große Gruppe von Dusky Dolphins (dunkel hell gemusterte)  im Wasser. Einige Tiere tauchten aus dem Wasser hoch, drehten sich seitwärts oder klatschen mit dem Rücken zuerst wieder ins Wasser. Auch ein Blauhai war zu sehen. Auf dem Rückweg zum Hafen sahen wir dann auch noch Albatrosse, die Giganten der Lüfte mit mehr als 3 Meter Flügelspannweite. Heute hat sich jeder NZD wirklich mehrfach gelohnt, zumal auch das Wetter wieder mitgespielt hat. Bei etwas rauerer See, wäre ich wahrscheinlich seekrank geworden, da das Boot sehr schnell über die Wellen springt.
Während wir auf den Bus warteten, der uns zum Hafen brachte, waren um 12:51 Uhr zwei Schweigeminuten für die derzeit über 160 Toten des Erdbebens, das vor genau einer Woche um diese Zeit Christchurch erschüttert hat. Auch alle Kirchenglocken des Landes läuteten.
Am Morgen des 2.3. hat mir der sehr freundliche Herr im Campingplatzbüro geholfen das Telefonwertkartenrätsel zu lösen. Die wirklich wichtige Information ist auf der Karte so klein gedruckt, dass man es mit der besten Lesebrille kaum schafft, das Geheimnis zu lüften. Und die aufgedruckte Anleitung ist völliger Schrott. Die erste Verwendung dieser Wertkarte hat gleich eine eher unerfreuliche Überraschung gebracht. Während man mit dieser Karte nach Deutschland angeblich um 1,9 Cent pro Minute telefonieren kann, knöpfen sie einem für das Telefonat nach Österreich 55 Cent, also fast das Dreißigfache ab.
Unsere Reise in Süden geht weiter die schöne Küste entlang und bald ist wieder eine längere Pause angesagt. Wir sehen zwei Boote, von denen Leute, mit Schwimmwesten ausgerüstet, nach Ertönen eines Hupsignals ins Wasser springen um mit den Delphinen zu schwimmen. Die Delphine sind sehr gut gelaunt und machen verschiedenste Rollen und Saltos bevor sie wieder eintauchen. Es ist herrlich ihnen zu zusehen. Es handelt sich wieder um Husky Delphine, die eine schöne Körperzeichnung aufweisen. Der Duft der uns dabei in die Nase steigt und ein immer wieder hörbares Schnauben bestätigten sich bald, als auf den Felsen lagernde Pelzrobben.
Die Straße führt dann wieder ins Binnenland und schlängelt sich zwischen der Hawkswood Range und der Kaikoura Range durch. Bei Cheviot erreichen wir wieder das Meer und in der extrem windigen Gore Bay ist eine kleine Jause fällig. Hier findet sich auch eine beeindruckende Erosionssteilfläche, die entfernt an den Bryce Canyon in den USA erinnert. Bei sehr starkem Seitenwind hoffen wir, dass es uns nicht von der Straße weht. Die Sogwirkung der sehr schnell fahrenden LKW’s ist gewaltig. Im Bereich des Hurunui Mouth (Mündung des gleichnamigen Flusses) wirbelt der Wind derartig viel Staub auf, dass wir den Eindruck haben in einen Sandsturm geraten zu sein.
In Kaiapoi treffen wir am Abend die Tochter (Carmen) von Bekannten aus dem Lesachtal, die hier seit November auf einer Gemüsefarm arbeitet. Sie ist noch sehr geschockt vom Erdbeben, und nachträglich sehr froh, dass sie am Tag des Bebens nicht frei hatte. Sie hat mit ihrer Freundin (Romina) viel Freizeit in Christchurch verbracht, das nur ca. 15 km entfernt ist. Wir verplaudern einen netten Abend und das Mischmasch von Lesachtaler Dialekt und englischen Wörtern klingt oft sehr lustig. Carmen und Romina wohnen in einem großen - anfangs ganz leeren  - Holzhaus, das ihnen die Nachbarn flugs möbliert und mit Geschirr ausgestattet  haben. Sogar einen Fernseher und einen DVD-Player haben sie zur Verfügung. Das ungesicherte WLAN der Nachbarn steht ihnen auch zur Verfügung.
An Christchurch vorbei fahrend, besuchen wir nun die Banks Peninsula. Diese Halbinsel ist von wilder Schönheit, fast gebirgig und sehr trocken. Größtenteils ganz einsam und sehr dünn besiedelt. Selbst Schafe und Rinder gibt es hier nur in geringer Anzahl. Wenig Baumbewuchs und auch nur ganz wenig Busch sind hier zu sehen. Von der Diamond Bay blicken wir auf den Hafen von Littleton. An der Ostseite der Halbinsel reiht sich hier Bucht an Bucht. Allerdings ist dazwischen immer ein Bergrücken zu überwinden. Weil wir so gerne Runden fahren, landen wir auf einer abenteuerlich schmalen Schotterstraße, ohne Wende- oder Ausweichmöglichkeit. Für Campervans lt. gelber Tafel nicht geeignet. Wir hatten Glück und nur 2 Mal Gegenverkehr und das an Stellen, wo es sich gerade ausging aneinander vorbeizufahren. Am Abend erreichten wir über die sehr aussichtsreiche Summit Road, Akaroa im gleichnamigen Habour. Ein nobler Ort  von Franzosen gegründet und mit vielen historischen Gebäuden. Ein gemütlicher Rundgang wird auf den nächsten Tag verschoben. Der Magen knurrt und wir müssen auf einen Campingplatz weil man hier nirgends overnight stehen bleiben darf.
Der nächste Morgen begrüßt uns mit stark bedecktem Himmel und ein paar Regentropfen. Es dauert nicht lange und schon strahlt die Sonne wieder vom Himmel und es ist wieder sehr warm. Im Hafen ankert ein großes Kreuzfahrtschiff und fleißig bringen die Boote Passagiere an Land. Der kleine Ort hat 8 Kirchen und die französischen Straßenbezeichnungen gehen auf die ersten Siedler zurück. Nach dem wir die historischen Stätten und Buchten abgeklappert haben ist der Lake Colridge unser nächstes Ziel. Dazu müssen wir die sehr breiten Canterbury Pleins durchqueren. Um die Geschichte abzukürzen wird heute das Navigationssystem wieder einmal verwendet. Das lohnt sich. Die Seitenstraßen sind meist völlig schnurgerade und die Strecke verkürzt sich beträchtlich und wir können so auch den sehr verkehrsreichen Highway 1 meiden. Sehr viele Windschutzbepflanzungen unterteilen die riesige Ebene in viele kleine Flächen. Es tauchen wieder größere Viehherden auf. Überall sehen wir Bewässerungsanlagen, die hier das Grundwasser nützen. Bei einem großen Melkstand, bei dem sich gerade hunderte Kühe anstellen um gemolken zu werden, machen wir eine Pause. Eine sehr freundliche Arbeiterin die mit einer Motocrossmaschine die Kühe herzutreibt,  gibt uns bereitwillig Auskunft. Die Farm hat 800 Kühe, die täglich 2 Mal gemolken werden (ab 4:30 und ab 15:00). Der Job ist hart aber relativ gut bezahlt. Nach je 8 Arbeitstagen gibt es abwechselnd 2 bzw. 3 Tage frei. Für das Kilo Milch bekommt der Farmer unglaubliche 7 NZD, das sind mehr als 4 Euro. Wir können das fast nicht glauben, aber der Chef der Farm, der insgesamt 4 Arbeiter beschäftigt, erzählt uns das gleiche. Wir sind überzeugt, dass wir da irgendwas nicht richtig verstanden haben.
Nach dem wir die gar nicht so endlose Ebene hinter uns gelassen haben fahren wir in das Tal des Rakaia Rivers, der stellenweise enorm breit ist und oft sehr viel Wasser führt. Jenseits des Rivers ist das bei den Australiern sehr beliebte Skigebiet des Mt. Hutt. Der Lake Coleridge begrüßt uns im Abendlicht mit einer einzigartig schönen türkisgrünblauen Farbe. Es ist wieder sehr windig und zum Schluss sind wieder ein paar Kilometer Staubstraße zu fahren. Beim Kraftwerk endet die Straße und weit und breit ist hier keine Menschenseele. Der Autor meines Neuseelandführers hat nicht übertrieben, dieser See ist auf jeden Fall einen Besuch wert. Am nächsten Morgen besuchen wir auch das sehr abgelegene Lake Coleridge Village. Hier wird das, über Druckleitungen vom See kommende Wasser zur Stromproduktion verwendet. Auch ein sehr schönes Aboretum (Park mit alten Bäumen und vielen europäischen Laubhölzern) gibt es hier.

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