Mittwoch, 30. März 2011

Die letzten Tage unserer Traumreise

Queen Charlotte Drive
Vom Grossi Point in Mapua in der Tasman Bay – wo das Overnight Parken auch per Schild verboten war, was ich Gott sei Dank erst am Morgen entdeckt habe – fahren in das quirlige Nelson. Vom Church Hill haben wir einen schönen Ausblick. Uns fällt hier die erste Musikschule auf der ganzen Reise auf. Die Cathedrale, an der sehr lange gebaut wurde, ist aus grauem Marmor. Der Turm ist so grazil das er durchsichtig wirkt.
An der Ecke Selwyn Street – Hardly Street parkt ein Wurstwagen, sprich ein Würstlstand. Wir plaudern mit der Verkäuferin. Sie ist aus Deutschland, seit 5 Jahren in Neuseeland, Familie und Freunde fehlen ihr, aber nicht ihrem Mann. Das kommt mir bekannt vor. Ich bin noch nicht 5 Jahre hier, aber mir geht es genauso. Bis vor kurzem war sie im Hotelmanagement tätig, aber 13 Stunden Stress pro Tag wurden ihr zu viel. Sie bewundert die Mentalität der Kiwis. In der Firma, in der ihr Mann arbeitet, mussten 28 Leute abgebaut werden, da haben sich 15 gleich freiwillig gemeldet. Kiwis, so sagte sie, sind mit sehr wenig zufrieden, lachen trotzdem oft und treffen sich gerne im Kaffeehaus mit Freunden. In Neuseeland den richtigen Platz zum Leben zu finden ist jedoch nicht einfach. In Auckland regnet es zu viel, in Wellington ist es zu windig, Christ-church ist stark erdbebengefährdet, Picton hat viele Sonnenstunden, ist aber keine richtige Stadt, aber Nelson, ja Nelson ist gerade recht. Die höchste Sonnenscheindauer pro Jahr und mit 50.000 Einwohnern doch schon eine Stadt.
In Pelorus Bridge machen wir eine kleine Wanderung den Pelorus und den Rai River entlang. Schöne ausgewaschene Felsen verzieren ihre Ufer. In Havelok gönnen wir uns im Mussel Pot anstelle der sonst üblichen kleinen Jause frische Greenlips-Muscheln. In Kräuter-Weißweinsud serviert, schmecken sie köstlich. Leopold nimmt die gegrillte Version ist ebenso begeistert.
Der Queen Charlotte Drive windet sich den Queen Charlotte Sound entlang. Wir erkennen die Gegend kaum wieder. Unverändert schön sind das blaugrüne Meer Meer, die Buchten,  die Boote, die in den Buchten ankern und die Wälder. In Ngatuku Bay machen wir eine Pause am Strand. An sehr vielen, scheinbar unzugänglichen Stellen sind jetzt schöne Häuser, mit abenteuerlich steilen Zufahrten in den dichten Busch gebaut. Wir können uns nicht erinnern, dass vor 4 Jahren entlang des Queen Charlotte Drives viele Häuser gewesen wären. Aber die landschaftlich sehr schöne Strecke hat nichts von ihrem Charme eingebüßt.
Von Picton geht es nach Renwick und von dort in das auf den ersten 40 Kilometern völlig vom Wein dominierten Wairau Valley. Die größtenteils völlig schnurgerade Straße weist kaum Steigungen auf. Mehrere sehr große Weinproduktionsstätten sind ebenfalls hier angesiedelt. Die Trauben werden per LKW-Zug angeliefert. Die Pressrückstände mittels Förderband in einen Betonbunker befördert. Der Wein in unzähligen, sehr großen Nirostatanks gelagert. Bei einem der Fotostopps versuche ich eine schöne Traube weißer Weintrauben zu klauen, aber ohne Schere schaffe ich das leider nicht.
Nelson Lakes National Park und Lake Brunner
Am Lake Rotoiti im Nelson Lakes National Park machen wir gleich in der Früh eine schöne Wanderung am Ufer des Sees. Schon beim Aussteigen hören wir, dass hier viele Vögel leben und voller Begeisterung ihre Morgenlieder trällern, pfeifen oder singen. Es gibt hier sehr viele Bellbirds, deren Gesang wie Glockengeläute klingt. Wir wandern von der West Bay in die Kerr Bay, wo wir letzte Nacht auf dem DOC-Campingplatz übernachtet haben. Ein paar Morgennebelschwaden ziehen um den Gipfel des Mt. Robert herum und in den Wellen des Sees schaukeln ein paar wenige Enten.
Unsere Fahrt geht weiter durch schönes Farmland im Tal des Buller Rivers bis Murchison. Von Lyell, der ehemaligen Goldgräberstadt, in der vor 120 Jahren noch 8 Hotels standen, existieren nur mehr ein paar Bilder, Grabsteine und langlebige Überbleibsel der Goldgewinnung. Über Inangahua erreichen wir schließlich Reefton, the City of the light. Im Hinterland wird Kohle abgebaut, die in Reefton auf die Bahn verladen wird.
Blackbell, die Bergarbeiterstreikhochburg im Jahre 1910, liegt abseits unseres Weges und bei Stillwater biegen wir in das Arnold Valley ab. Moana am sehr schönen, großen Lake Brunner ist durch die direkt zwischen erster und zweiter Häuserreihe am See durch fahrenden Eisenbahn, nicht das, was wir unter einem ruhigen Ferienort verstehen. Wir machen eine kurze Wanderung über eine herrlich schwingende sehr lange Hängebrücke und am Arnold River entlang durch schönen Busch mit bis zu 45 m hohen Totarabäumen.
In der Iveagh Bucht, am Lake Brunner, in der sehr schöne Ferienhäuser zu sehen sind, übersehen wir heute schon wieder ein No-overnight-Schild. Wir gesellen uns zu einem großen Campingbus eines neuseeländischen Ehepaares. Sie machen gerade ihr Schlauchboot mit Außenbordmotor startklar, um zum Fischen auf den See hinauszufahren. Der Motor will zuerst nicht recht, aber irgendwann ist ein Startversuch erfolgreich und die beiden mit Schwimmwesten ausgerüsteten Kiwis tuckern auf den See hinaus.
Heute ist unsere vorletzte Nacht in Neuseeland. Über uns ein überwältigende Himmel voller Sterne.
Arthur’s Pass National Park
Ein vollkommen wolkenloser Morgen dämmert herauf. Über dem Lake Brunner liegen ein paar Nebelschleier und die Kiwis von nebenan versuchen wieder ihr Glück beim Fischen. Leopold fängt die Morgenstimmung am See ein und ich hole ein paar Samenschoten vom neuseeländischen Flax.
Wir fahren durch den Arthur’s Pass National Park. Vor uns liegen mehr als 100 Kilometer landschaftlich sehr schöner Strecke. Von Westen nach Osten steigt die Straße beim Otira Gorge sehr steil an und gleich beim ersten Lookout lungern Keas herum, denen offensichtlich fad ist. Ich habe alle Hände voll zu tun, die lästigen, aber sehr schönen Vögel, von unserem Campervan fernzuhalten. Leider füttern immer wieder Touristen die Keas. Die Vögel haben dadurch gelernt, dass es einfacher ist auf die Happen zu warten, die ihnen zugeworfen werden.
In so beeindruckender Hochgebirgslandschaft lockt das Wandern. Wir gehen einen sehr schön angelegten Steig zum Devil’s Punchball Fall. 131 Meter stürzt das Wasser eine senkrechte Wand herunter. Der Wind zerstäubt es zu weißer Gischt. Auch zum Breidal Vail Falls wandern wir noch, der jedoch derzeit wegen sehr geringer Wassermenge nicht zur Geltung kommt. Aber der Weg durch den Busch und der schöne Vogelgesang sind es auf jeden Fall wert.
Nach dem Arthur’s Pass Village (950 m Seehöhe) geht es bergab in das Whaimakariri Tal und bald verschwindet der Wald von den Hängen. Die Vegetation nimmt stark ab. Tussockgras dominiert. Die Berge sehen eher wie riesige graugelbe Sanddünen aus, beeindrucken aber deswegen nicht weniger. Ein sehr blauer See (Phearson Lake) taucht auf und wir denken wieder an die Schweizerin, die wir beim Lake Whakatipu bei Queenstown getroffen haben. Sie meinte, hier schauen die Seen aus, als würde extra blaue Farbe hineingekippt.
Beim Castle Hill und beim Flock Hill liegen sehr dekorative Felsen herum und wir fahren breite Täler mit riesigen Schotterterrassen talwärts. Vier kleine Schigebiete locken hier die Städter in die Berge. Zu guter Letzt geht es noch an die 60 km vollkommen flach und praktisch immer geradeaus nach Christchurch hinein. Die Innenstadt ist immer noch gesperrt. In South Brighton checken wir auf einem sehr schönen Campingplatz ein. Zum Sonnenuntergang schlendern wir noch an den Strand. Auch hier sind überall Risse und starke Fahrbahn-unebenheiten und Löcher zu sehen. Auch das eine oder andere Haus hat so starke Risse, dass das Betreten per Anschlag verboten ist.
Ich habe soeben in den Nachrichten gehört, dass ab Freitag die Innenstadt von Christchurch wieder zugänglich sein wird. Das ist genau einen Tag zu spät für uns. Wir werden  morgen den Botanischen Garten besuchen falls noch Zeit bleibt.
Wir blicken auf zweieinhalb sehr schöne Monate zurück und sind dankbar, dass wir so viele schöne Reiseerlebnisse hatten. Neuseeland ist so schön, dass das Heimfahren gar nicht leicht fällt.

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