Dienstag, 8. Februar 2011

Kreuz udn Quer bis Coromandel

3. Blog aus Neuseeland
Wir sind heute vor 14 Tagen in Auckland gelandet und haben schon sehr viel erlebt. Ich weiß, dass schon längst ein paar Fotos fällig wären. Aber irgendwie werden die Tage immer zu kurz. Heute haben wir fast wehmütig Abschied vom Cape Reinga genommen und sind durch Far Northland wieder nach Süden bis Ahipara gefahren. Unterwegs haben wir die White Sands, d.i. eine mit leuchtend weißem Muschelkalk überzogene Nehrung, nördlich der Great Exihibition Bay, an der Ostküste der Halbinsel Apouri, ausgiebig bewundert und mit dem Teleobjektiv digital eingefangen. Leider fanden wir keine Bootsüberfahrtsmöglichkeit. Unser dicker, buchförmiger Reiseführer hat wieder einmal zu viel versprochen. Sehr interessant war der Rundgang in einem Gumdiggers Park, wo die Gewinnung des Kauriharzes eindrucksvoll dargestellt war. Im Souvenirladen hatten wir dann noch ein besonderes Erlebnis. Ein Kingfisher (=Vogel, ähnlich unserem Eisvogel) hat sich verirrt, ist gegen die Fensterscheibe geknallt und benommen liegengeblieben. Nach relativ kurzer Zeit ist er allerdings aus der Hand der Verkäuferin, die ihn aufgehoben hatte, wieder in die Freiheit geflogen. Gegen Abend haben wir dann Ahipara, und damit wieder die Westküste der Nordinsel erreicht.
Am nächsten Morgen fahren wir nach einem ausgiebigen Strandspaziergang in Ahipara durch eine sehr schöne spitzhügelige Landschaft über Broadwood bis nach Puketi-Forest. Hier finden wir direkt am großen Puakta-Fluss einen sehr schönen und wie wir glaubten einsamen Platz. Wir lernen gleich ein neuseeländisches Ehepaar kennen, das mit 51 alles verkauft hat, und nun seit 4 Jahren mit seinem großen Wohnanhänger samt Sattelzugfahrzeug und Quad im Land unterwegs ist. Wir bekommen von ihnen köstlichen Karottenkuchen samt weißer Creme zum Nachtisch und lernen hier auch zwei sehr nette, junge Oberösterreicher (Stefan & Christoph) aus dem Salzkammergut kennen. Und so sitzen nach dem Abendessen 4 Oberösterreicher auf der großen Couch bei Su & Bruce und unterhalten sich sehr gut mit den beiden Kiwis. Bruce schaut nicht von ungefähr wie ein Wikinger aus. Sein Großvater war ein Schwede, seine Großmutter Dänin, er ist in Napier geboren.
Am 3.2. geht es weiter nach Kawakawa. Hier ist die Hundertwassertoilette das absolute Highlight an dem kein geführter Tourist vorbei kann. Jeder Bus der von Auckland zum Cape Reinga fährt – und das sind sehr viele – macht in Kawakawa für seine Fahrgäste eine Gesundheitspause. Hier hat es vergangenen Freitag eine große Überflutung durch den Waiomio Stream gegeben, der im Johnston Park starke Verwüstungen angerichtet hat. Dieser Starkregenfront sind wir Gott sei Dank rechtzeitig nach Norden entwischt. In Waitiki besichtigen wir eine sehr schöne Tropfstein- und Glowworm Höhle. Es ist faszinierend welchen schönen „Sternenhimmel“ die chemische Reaktion einer Insektenlarve in die Höhle zaubert. Den Abend verbringen wir in der Helena Bay, wo wir wieder einen Platz direkt am Strand gefunden haben. Die Zikaden zirpen, die Vögel singen, die Wellen rauschen und ein laues Lüftchen weht. Herz was willst du mehr?
Von Helena Bay fahren wir am nächsten Morgen noch in die Teal Bay. Hier beeindrucken sehr gepflegte Häuser und ein wunderschöner Blick über die Bucht und die vorgelagerten Felsen. Hier wohnen sicher nur betuchte Pakeha (Einwanderer oder deren Nachkommen). Die oberhalb der Helena Bay liegende Art Gallery hat leider noch zu. Wir spazieren im Garten herum und bewundern die ausgestellten Skulpturen, die schönen langstieligen Seerosen und zwei sehr große zottelige schwarze Riesenhunde, die im Schatten dösen. Die Aussicht hier ist grandios. In der Sandy Bay vergnügt sich eine größere Anzahl an Langboardern im Wasser. In der Kowharai Bay schwimmen wir erstmals ein paar Runden, weil es heute ziemlich heiß ist.  Das Wasser ist jedoch relativ erfrischend und so genießen wir die Ruhe, die hier herrscht, im Halbschatten sitzend und lesend. Über Whangarai und Waipu geht es dann noch bis Langs Beach. Hier sind wir am Anfang unserer Reise schon einmal vorbeigekommen als gerade Flut war und ein dicker Schaumteppich den Strand bedeckt hat. Die Tafel mit dem Hinweis auf Wasserverschmutzung steht noch immer da. Die Warnung ist neueren Datums und daher noch aktuell. Also kann ich mich nur wundern, dass sich vor zwei Wochen hier die Kinder im Schaum gewälzt haben.
Von Langs Cove geht es am Samstag, den 5.2. über Wellsford und Pakiri nach Leigh. Hier am Cape Rodney liegt die Goat Island im kristallklaren, tiefblauen Wasser. Wir machen eine Fahrt mit einem Glasbodenboot und bestaunen im Trockenen sitzend die Unterwasserwelt und ihre Bewohner. In der Bucht  sind sehr viele Schnorchler. Auch Taucher sind einmal direkt unter unserem Boot. Das Gebiet hier ist eine Meeresschutzzone. Es darf nicht gefischt werden. Anschließend fahren wir in den Tawharanui Regional Park. Hier gibt es ebenfalls herrliche Buchten zum Baden und schöne sehr gut ausgeschilderte Wanderwege durch verschiedene Vegetationszonen. Im Wald erfreuen uns sehr viele verschiedene, zum Teil hier wieder angesiedelte, Vögel mit ihrem schönen Gesang. Die Zikaden zirpen wieder sehr laut. Wir dürfen mit Erlaubnis des Park Rangers, direkt am kleinen Parkplatz bei der Lagune overnight stehen bleiben und genießen hier die schöne Abendstimmung in vollen Zügen.
Der Sonntag beginnt bedeckt. Also ideales Wanderwetter. Wir kombinieren den North, den South, den Fishermens und den Ecology Trail zu einer perfekten Runde. Gegen Mittag reißt es wieder ganz auf. Auf dem Weg durch den Bush singen uns heute die Vögel einen sehr melodischen Frühschoppen. Auch eine der großen Wildtuben (pigeon) präsentiert sich in ihrem schillernden Gefieder. Zwei Fantails posieren direkt vor uns im Geäst. Sie zu fotografieren ist aber faktisch unmöglich. Sie bleiben keine Sekunde still sitzen. Am Nachmittag geht unsere Reise weiter. Der Walkway zum Mt. Auckland bei Glorit erweist sich als nicht lohnenswert. Er würde durch völlige Kahlschläge führen. Das Gebiet ist wieder aufgeforstet. Die Wunden, die die „Holzernte“ hier der Natur zugefügt hat, werden noch jahrelang zu sehen sein. Es liegt auch noch sehr viel Abfallholz. Österreicher würden daraus Hunderte Raummeter Hackschnitzel produzieren. Hier verrottet es. Im Thermalbadeort Parakai ist Schluss für heute. Bei Woolworth haben wir  uns orientalisch mariniertes Lammfleisch gekauft. Mit einer typisch neuseeländischen Kumara (violettschalige Süßkartoffel) und gemischtem grünen Salat ergibt das ein perfektes Abendessen.
In Muriwai, an der Westküste, wandern wir einen kurzen Weg zu einer Gannet-Kolonie. Hier brüten alljährlich sehr hübsche Gannets (Basstölpel) ihr Junges aus.  Zuerst nackt und blind, wächst es in 5 Wochen zu einem Daunenknäuel heran.  In den nächsten 10 Wochen  bekommt es ein schwarzweiß gepunktetes Federkleid, das schließlich ganz weiß wird. Die Flügelspitzen bleiben schwarz und das Häubchen auf dem Kopf wird honiggelb. Sein Gesicht hat ganz fein gezeichnete Linien und selbst die Füße mit den Schwimmhäuten sind eine Augenweide. Man kann ihnen stundenlang zusehen, wie sie in der Sonne dösen, ihr Gefieder putzen, die ankommenden Eltern um Futter anbetteln, erst Flug-übungen machen oder auch etwas mit dem Nachbarn zanken. In den Whaitakere Ranges wandern wir zum Fairy Wasserfall. Der Weg führt durch einen sehr schönen naturbelassenen Wald, in dem wir auch einige Kauribäume sehen. Am späteren Nachmittag besuchen wir noch den Strand von Karekare. Die Straße dorthin ist abenteuerlich steil und schmal aber Gott sei Dank asphaltiert. Der schwarze Sand am Strand ist sehr heiß. Da heißt es ganz schnell laufen. Es drohen Brandblasen auf den Fußsohlen. Ein einzelner spitzer Felsen steht in der Brandung. Leider darf man hier nicht overnight stehenbleiben.  Wir fahren daher am Höhenrücken der Whaitakere Ranges noch bis Titirangi, den westlichsten Vorort von Auckland.
Unser Ziel heißt heute Coromandel Halbinsel. Wir verlassen den dicht besiedelten und dennoch sehr grünen Großraum Auckland Richtung Südwesten. Die Ostküste des Firth of Thames nach Süden entlangfahrend, durch die Hauraki Plains mit dem breiten trägen Waihou-River und besuchen wir in Miranda das Shore Bird Sanctuary. Direkt am blendendweißen, mit Muschelkalk bedeckten Strand kann man hier verschiedene Zugvögel beobachten, die jeden Sommer über 12.000km aus Alaska und Sibirien (ihren Brutgebieten) hierher fliegen. Wir mir scheint mutieren wir hier auch zu Zugvögeln, die immer wieder weiterziehen. Wir brüten jedoch hoffentlich nur Reisepläne aus. In der Goldgräber-stadt Thames haben 1867 bereits 18.000 Menschen gelebt. Jetzt sind es nur mehr 7.000. Die sehr ergiebigen Goldadern sind alle ausgeschürft nur mehr in Waihi gibt es Goldgewinnung im Tagebau. Beim derzeitigen Goldpreis wurden wieder Überlegungen angestellt, den Goldabbau wieder aufzunehmen. Es hat sich jedoch sofort eine Bürgerinitiative gebildet, die das unbedingt verhindern will.
Die Coromandel Halbinsel wird in den nächsten Tagen unsere Heimat sein. Wir haben heute eine Angel gekauft. Bitte Daumen halten, dass wir auch was fangen. Eine nette Begebenheit von einem Lookout Parkplatz gibt es ebenfalls zu berichten. Wir trafen ein Kiwi-Paar samt Besuch aus England, die reisen mit ihrem gelben Papagei, namens Bobby. Er darf während der Kaffeepause auf die Schulter seiner Besitzerin um Bussi zu geben.

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